Die Pflege ist ein bewundernswerter Beruf. Mit Hingabe und Empathie stellt er die Bedürfnisse anderer Menschen in den Vordergrund. Doch hinter der Fürsorge, die Pflegekräfte täglich leisten, verbirgt sich oft eine unsichtbare Herausforderung: der Stress. Die täglichen Anforderungen und emotionalen Belastungen in der Pflege können langfristig zu einem chronischen Zustand heranwachsen und schwerwiegende Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Was tun, damit es gar nicht erst so weit kommt?
Gesundheitliche Auswirkungen von chronischem Stress
Bevor wir uns aber mit den Bewältigungsstrategien auseinandersetzen, beleuchten wir zuerst die allgemeinen gesundheitlichen Auswirkungen.
Akuter Stress kann durchaus positive Auswirkungen zur Folge haben. Sobald sich der Stress jedoch in einen chronischen Zustand wandelt, führt er zu einer Vielzahl von psychischen Problemen: von Angstzuständen über Depressionen und Schlafstörungen bis hin zu einem Burn-out. Aber auch körperliche Beschwerden wie Magen-Darm-Probleme, Kopfschmerzen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und ein geschwächtes Immunsystem können die Folge sein.
Stress in der Pflege gibt es allerdings nicht erst seit gestern. Bereits seit mehreren Jahren zeichnet sich die Situation immer deutlicher ab. Die Bedürfnisse der Patient:innen jeder Tages- und Nachtzeit zu erfüllen, die enorme Verantwortung für eben jene zu tragen, scheinbar endlose Überstunden und der Mangel an Kolleg:innen ist für Pflegende eine enorme Herausforderung. Dieses Phänomen wird daher auch als „Pflegestress“ definiert. Betroffene benötigen zur Bewältigung dieses Stresses etwa 10-15 % mehr an körperlicher und mentaler Energie, was sich oftmals negativ auf das psychische Wohlbefinden der Pflegekräfte auswirkt.
Für viele ebenso eine besondere Herausforderung: die emotionale Belastung. Die emotionale Nähe zu den Pflegebedürftigen und deren Familien. Diese Situationen können das Stressniveau weiter erhöhen und das Arbeitsumfeld belasten.
So reduzieren Sie Ihren Stress in der Pflege
- Selbstfürsorge: Es mag banal erscheinen, aber nehmen Sie sich Zeit. Für sich selbst. Reservieren Sie jeden Tag etwas Zeit für sich. Regelmäßige Pausen, ausreichend Schlaf, eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung: All das ist wichtig für Ihre eigene körperliche und mentale Gesundheit.
- Unterstützung bei Freunden und Familie suchen: Der Stress in Ihrem Pflegealltag wird von Tag zu Tag einfach mehr? Ob der Austausch mit Kolleg:innen oder das Gespräch mit Freunden und Familienmitgliedern – Sprechen hilft. Gelegentlich kann auch professionelle psychologische Unterstützung von Vorteil sein, um mit den emotionalen Belastungen besser umgehen zu können.
- Grenzen setzen: Sie sagen immer “Ja”? Dann ist es Zeit Ihre Grenzen zu erkennen und diese auch zu setzen. Es ist wichtig zu akzeptieren, dass es in Ordnung ist, um Hilfe zu bitten oder Aufgaben zu delegieren, wenn nötig.
- Stressbewältigungstechniken: Stress abbauen und die Gedanken auf andere Dinge zu lenken? Entspannungstechniken wie Meditation, Atemübungen, Yoga und Hobbys, die Freude bereiten, können dabei helfen. Lesen Sie hierzu auch gerne unseren Artikel „Pflegende und Freizeit – Der Ausgleich zum Job“ Hier haben wir weitere Freizeit-Tipps zum Abschalten und Energie tanken gesammelt.
Die Auswirkungen von chronischem Stress auf die Gesundheit von Pflegekräften sind nicht zu unterschätzen. Neben den möglichen gesundheitlichen Folgen kann Stress in der Pflege auch die Freude an der Arbeit und die Empathie für die Pflegebedürftigen beeinträchtigen. Es ist daher von entscheidender Bedeutung, dass Sie auf sich selbst achten und effektive Bewältigungsstrategien einsetzen, um den Stress zu reduzieren und Ihre Gesundheit und Wohlbefinden langfristig zu erhalten. Gleichzeitig sollten Arbeitgeber in der Pflegebranche Maßnahmen ergreifen, um das Arbeitsumfeld zu verbessern und die Belastungen für ihre Mitarbeiter zu reduzieren. Nur so kann gewährleistet werden, dass Pflegekräfte ihre wichtige Arbeit weiterhin mit Hingabe und Fürsorge leisten können.
Quellen:
Entenmann, Katharina: Burnout in der Pflege. Burnout in der Pflege: Ursachen & Symptome. URL: https://www.medi-karriere.de/magazin/burnout-in-der-pflege/
Rohwer, Elisabeth u.a.: Stressoren, Stresserleben und Stressfolgen von Pflegekräften im ambulanten und stationären Setting in Deutschland, URL: https://link.springer.com/article/10.1007/s40664-020-00404-8
Straub, R.H. (2018). Psychologischer Stress und Energie. In: Altern, Müdigkeit und Entzündungen verstehen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-55787-7_6
St.Pierre, M., Hofinger, G. (2020). Stress: Ärzte unter Strom. In: Human Factors und Patientensicherheit in der Akutmedizin. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-60485-4_9
APA-OTS (2021, 17. Dezember) : Der Österreichische Arbeitsklima Index: Ständiger Arbeitsdruck, Zeitstress, Burnout-Gefahr. Pflegekräfte sind am Limit! (Pressemeldung): URL: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20211217_OTS0101/der-oesterreichische-arbeitsklima-index-staendiger-arbeitsdruck-zeitstress-burnout-gefahr-pflegekraefte-sind-am-limit