Medicare

Gleiche Arbeit – unterschiedlicher Lohn

Die Gehaltsschere im Gesundheitsbereich wird größer

Die Gehaltsschere im Gesundheitsbereich wird größer.

Der WiGeV erhöht ab 2024 die Zulagen für alle Mitarbeiter/innen massiv. Für ärztliche Mangelberufe werden auch die Grundgehälter bei Neueintritt deutlich erhöht. Dies mag erstmal erfreulich klingen, allerdings muss bedacht werden, dass diese Erhöhung nur einen Teilbereich des Gesundheitssystems umfasst und die Gesamtsituation deswegen nicht verbessert. Für private Träger und Ordensgemeinschaften wird es kaum möglich sein, diese Erhöhungen zu erwidern. Von der Politik wurde nämlich ein zusätzliches Budget von 150 Millionen Euro für diese Maßnahmen erwirkt. Auf dieses Zusatzbudget haben andere Träger keinen Zugriff.

 

Erhöhte Zulagen beim Wiener Gesundheitsverbund

Ab Februar 2024 gibt es für alle Mitarbeiter/innen im WiGeV erhöhte Zulagen für Sonn- und Feiertagsdienste, Einspringen und Nachtdienste. Damit wird erstmals auch das Einspringen für andere Mitarbeiter/innen zusätzlich vergütet, und zwar mit 130€ pro kurzfristig übernommenem Dienst. Außerdem gibt es 2 Gutstunden pro geleistetem Nachtdienst für alle im patient/innen-nahen Bereich. Die Grundgehälter werden allerdings nur in Ausnahmefällen erhöht. Lediglich Ärzte und Ärztinnen in Mangelberufen bekommen bei Neueintritt ein höheres Gehalt. Wer also bereit ist, viele Feiertagsdienste und Nachtdienste zu leisten oder oft für ausgefallene Kolleg(inn)en einspringt, der kann sein Gehalt zukünftig um einige 100 Euro erhöhen. Fazit: Gut für den Geldbeutel, schlecht für die Work-Life-Balance.
Wer diese Dienste aus persönlichen Gründen, z.B. Betreuungspflichten von Kindern, nicht oder nur selten leisten kann, hat auch keine Vorteile beim Gehalt.

 

Erhöhtes Konkurrenzdenken im Gesundheitsbereich

Durch eine weitere Spreizung der Gehälter bei unterschiedlichen Trägern steigt der Konkurrenzgedanke zwischen den unterschiedlichen Einrichtungen. Das Berufsfeld wird aber nicht attraktiviert. Mit höheren Gehältern möchte man die insgesamt zu wenigen verfügbaren Mitarbeiter/innen im medizinischen Bereich an- und abwerben. Es gibt darüber hinaus aber keine Verbesserungen der Rahmenbedingungen, wie die geforderte Verkürzung der Arbeitszeit, bessere Planbarkeit oder verbesserte Strukturen, welche Mitarbeiter/innen langfristig binden könnten. Es bleiben die oft unerträglichen Arbeitszeiten, das kurzfristige Einspringen und die schlechte Planbarkeit der Freizeit für die Beschäftigten vor allem im Pflegebereich. Auch die mangelnde Führungskultur und die interne Kommunikation in den Gesundheitseinrichtungen bleiben weiter problematisch.

 

Unzufriedenheit bei Beschäftigten

Die stark unterschiedliche Entlohnung für vergleichbare Tätigkeiten kann auch zu Unzufriedenheit und Frustration bei den Beschäftigten führen, wenn es einfach nicht nachvollziehbar ist, warum man für die gleiche Tätigkeit so unterschiedliche Gehälter bekommt. Der Mangel an einheitlichen Gehaltsstrukturen erschwert zudem die Vergleichbarkeit der Arbeitsbedingungen. Dies kann letztendlich negative Auswirkungen auf die Qualität der Gesundheitsversorgung haben, da motivierte und gut bezahlte Mitarbeiter ein wesentlicher Faktor für eine effiziente und qualitativ hochwertige Patientenversorgung sind.

 

Eine koordinierte Anstrengung, um einheitliche und faire Gehaltsschemata im Gesundheitswesen zu etablieren, könnte dazu beitragen, die Attraktivität des Berufsfeldes zu steigern und somit die Qualität der Gesundheitsdienstleistungen im gesamten Land verbessern.