Die Kommunikation mit Angehörigen ist ein zentraler Bestandteil des medizinischen Alltags. Gerade in schwierigen Situationen – sei es bei der Übermittlung schlechter Nachrichten, der Klärung von Behandlungsoptionen oder der Bewältigung emotionaler Herausforderungen – spielt einfühlsames und professionelles Handeln eine entscheidende Rolle.
Warum ist Kommunikation mit Angehörigen so wichtig?
Angehörige sind oft eng in die Versorgung von Patient(inn)en eingebunden. Sie fungieren als Bindeglied zwischen Patient(inn)en und dem medizinischen Team, insbesondere wenn diese selbst nicht in der Lage sind, Entscheidungen zu treffen.
Gute Kommunikation:
- Stärkt das Vertrauen zwischen Pflegepersonal, Angehörigen und Patient(inn)en.
- Minimiert Missverständnisse, die zu Stress oder Konflikten führen können.
- Fördert die Zusammenarbeit, was wiederum die Qualität der Versorgung verbessert.
Eine klare und respektvolle Kommunikation trägt dazu bei, dass Angehörige besser verstehen, was vor sich geht, und sich in schwierigen Situationen gut aufgehoben fühlen.
Grundsätze der einfühlsamen Kommunikation
Um Gespräche mit Angehörigen positiv zu gestalten, sollten folgende Grundsätze beachtet werden:
- Empathie zeigen: Machen Sie sich bewusst, dass Angehörige oft emotional belastet sind. Eine einfühlsame Haltung hilft, Barrieren abzubauen.
- Klarheit bewahren: Vermeiden Sie Fachjargon und formulieren Sie wichtige Informationen so, dass sie leicht verständlich sind.
- Aktives Zuhören: Geben Sie Angehörigen Raum, ihre Fragen und Sorgen zu äußern. Wiederholen Sie Gehörtes, um sicherzustellen, dass Sie es richtig verstanden haben.
Strategien für schwierige Gespräche
Herausfordernde Gespräche erfordern Vorbereitung und Fingerspitzengefühl. Wenn man schlechte Nachrichten überbringen muss, ist es hilfreich, sich an eine klare Gesprächsstruktur zu halten. Hier hat sich das SPIKES-Modell bewährt.
Das SPIKES-Modell
Das SPIKES-Kommunikationsmodell wurde von 2 Ärzten speziell für die Kommunikation schlechter Nachrichten im medizinischen Bereich entwickelt. Dabei hält man sich an 6 Schritte, die man sich einfach über die Anfangsbuchstaben merken kann:
- Setting: Wählen Sie einen geeigneten Ort und sorgen Sie für ungestörte Rahmenbedingungen. Ein Gespräch in ruhiger Umgebung signalisiert Wertschätzung und Respekt. Am besten ist eine sitzende Position auf gleicher Augenhöhe mit den Angehörigen geeignet. Bereiten Sie sich auf mögliche Fragen vor. Sprechen Sie die Person mit ihrem Namen an.
- Perception: Erfragen Sie, wie viel die Angehörigen bereits wissen und wie ihre Sicht der Dinge ist. (Was hat man Ihnen bisher erzählt?) Versuchen Sie, die Denkweise und Sprache des Gegenüber zu verstehen, um die Kommunikation daran anzupassen. Wiederholen Sie gegebenenfalls wichtige Aussagen, damit Ihr Gegenüber weiß, dass Sie zuhören und verstehen. So erfahren Sie, was die Angehörigen beschäftigt, welche Ängste sie haben und was sie stört.
- Invitation: Klären Sie, wie viele Details die Angehörigen erfahren möchten. Bedenken Sie, dass manche vielleicht nicht jedes Detail wissen wollen, um sich nicht zu sehr aufzuregen.
- Knowledge: Vermitteln Sie die Informationen klar und ehrlich ohne Fachjargon. Reden Sie nicht um schwierige Themen herum. Die Sprache sollte klar und verständlich sein. Orientieren Sie sich am Wissensstand der Angehörigen.
- Empathy: Reagieren Sie einfühlsam auf emotionale Reaktionen. Emotionen wie Trauer, Wut oder Verzweiflung sind in schwierigen Gesprächen unvermeidlich. Bieten Sie z.B. ein Taschentuch an, wenn Ihr Gesprächspartner weint. Signalisieren Sie, dass Sie die Gefühle gut nachvollziehen können. Zeigen Sie Mitgefühl, aber vermeiden Sie es, sich emotional zu sehr einzulassen. Bleiben Sie ruhig.
- Summary: Besprechen Sie die nächsten Schritte und stehen Sie für Fragen bereit. Wiederholen Sie wichtige Punkte gegebenenfalls.
Wie MediCare Sie unterstützen kann
Mit Trainings und Workshops können Führungskräfte und Mitarbeiter/innen z.B. in den Bereichen Kommunikation und Konfliktmanagement geschult werden, um einen sicheren Umgang und wichtige Strategien für Gespräche mit Angehörigen zu sammeln. Vereinbaren Sie mit uns die passende Weiterbildung.