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Pflege und Social Media – Ethik im modernen Alltag

Social Media und Pflege

Social Media ist Teil unseres Alltags. Etwa 82% der Österreicher/innen nutzen soziale Netzwerke, 47% sogar täglich oder fast täglich. Durchschnittlich verbringen die Österreicher/innen jeden Tag 82 Minuten auf Social Media. Kein Wunder, dass die Inhalte maßgebend zur Meinungsbildung beitragen und auch das Gesundheitswesen überlegen muss, wie es sich dort präsentieren will. Jede/r Einzelne kann sich allerdings in seinem/ihrem Social Media Profil darstellen, wie er/sie möchte. In der Freizeit ist das auch kein Problem, aber wie sieht es im Job aus? In einem Bereich, wie der Pflege alter und kranker Menschen, kommt es bei der öffentlichen Darstellung schnell zu ethischen Konflikten. Wie schützt man die Würde der Patienten(inn)en und präsentiert den Beruf trotzdem authentisch? Dürfen Pfleger/innen Witze über Patient(inn)en machen? Auf der Jagd nach Likes gehen leider bei manchen der Hausverstand und die Empathie verloren. Wenn wir darauf konzentriert sind, uns gut darzustellen oder lustige Inhalte zu produzieren, dann kann das auch auf Kosten anderer passieren, die eigentlich gar nicht involviert sein wollen. 

 

Brauchen wir Social Media in der Pflege?

In der Corona-Pandemie wandten sich viele Pfleger und Pflegerinnen direkt über Social Media an die Öffentlichkeit und es war wichtig, dass sie dieses direkte Sprachrohr hatten. Social Media ist in Zeiten des Pflegekräftemangels ein bedeutsames Kommunikationsmedium. Es gilt, Vorurteile zu beseitigen und Einblicke in ein spannendes Berufsfeld zu präsentieren. Es gilt aber auch, Falschinformationen und Halbwissen zu kritisieren. Social Media Posts der Mitarbeiter/innen können das Bild einer Einrichtung verbessern oder natürlich auch verschlechtern. Um Fehler zu vermeiden, werden mancherorts sogar bereits Social Media Workshops für Pflegekräfte angeboten. 

 

Grundsätze der Ethik

Wer etwas fotografiert oder filmt und veröffentlicht, der muss sich auch die Wirkung der Inhalte auf andere bewusst machen. Bilder und auch Worte können immer unterschiedlich interpretiert werden, deswegen sollten sie mit Bedacht gewählt werden und auch die Kommentare anderer im Auge behalten werden. Heimliches Abfilmen und Zur-Schau-Stellen von Patienten ist natürlich ein absolutes No-Go. Es ist unsere Aufgabe, diese Patienten und Patientinnen zu schützen und sie nicht bloßzustellen oder für ein paar Likes auf TikTok unseren Job zu vernachlässigen. Natürlich ist auch im Pflegejob Spaß erlaubt, aber dabei sollte niemand anderer zu Schaden kommen.

 

Rechtliche Situation

Der Arbeitgeber kann entscheiden, ob es prinzipiell erlaubt ist, am Arbeitsort zu fotografieren oder Videos zu drehen und diese zu veröffentlichen. Bevor man mit der Veröffentlichung von Inhalten aus dem Job beginnt, sollte man also klären, ob es dazu Richtlinien im Arbeitsvertrag oder der Hausordnung gibt. Wenn dazu nichts vermerkt ist oder die Situation unklar ist, dann sollte dies mit einem Vorgesetzten geklärt werden. 

Pflege ist kein Tabuthema für Social Media, allerdings ein Thema, das mit Fingerspitzengefühl behandelt werden muss. Auch in sozialen Netzwerken können wichtige Einblicke in die tägliche Arbeit von Pflegern und Pflegerinnen gegeben werden. Die Würde der Patient(inn)en darf aber nicht gefährdet werden. 

Folgende Punkte sollten stets beachtet werden:

 

Das Recht am eigenen Bild

Bei einer Veröffentlichung ist immer die Zustimmung aller abgebildeten Personen einzuholen. Sollte ein Patient oder eine Patientin mental nicht in der Lage sein, seine/ihre Zustimmung zu geben, dann sollte er/sie auch nicht gezeigt werden. Ansonsten kann es später auch zu unangenehmen Konsequenzen kommen, wenn z.B. Angehörige die Social Media Inhalte im Internet finden und rechtliche Schritte einleiten.

Da das Filmen von Patienten immer heikel sein kann, setzen manche TikToker darauf, Situationen besser nachzuspielen oder sich einfach nur selbst zu filmen. So bleibt man rechtlich auf der sicheren Seite und kann trotzdem lustige Situationen aus dem Arbeitsalltag darstellen.

 

Datenschutz

Ein besonderes Problem bei der Veröffentlichung von Bildmaterial ist auch der Datenschutz. Es ist immer darauf zu achten, dass keine Namen oder andere Daten von Patienten sichtbar sind, vor allem bei Live-Videos kann dies schwierig sein.

 

Sicherheit

Wenn deutlich ist, wo Inhalte aufgenommen wurden, dann sollte auch Wert auf den Schutz von Mitarbeitern/Mitarbeiterinnen und Patient(inn)en gelegt werden, die verbal oder im schlimmsten Fall sogar physisch angegriffen werden könnten. Polarisierende Inhalte können reale Bedrohungen auslösen.

 

Social Media ist enorm wichtig, um ein authentisches und sympathisches Bild des Pflegeberufs zu zeigen. Die sozialen Medien sind nicht mehr wegzudenken. Der bewusste Zugang sollte also nicht verteufelt, sondern gefördert und idealerweise geschult werden.

 

Quellen:  Statista Research Department: Anzahl der Internet- und Social Media-Nutzer in Österreich im Januar 2023, 02.03.2023.- https://de.statista.com/statistik/daten/studie/530394/umfrage/internetnutzer-sowie-social-media-nutzer-in-oesterreich