In Pflegeteams treffen meist verschiedene Kulturen, Sprachen und Religionen aufeinander. Auch unterschiedliche Ausbildungssituationen und Herangehensweisen können für Diskussionen sorgen.
Um dem Pflegekräftemangel langfristig entgegenzuwirken, ist der niederschwellige Zugang für Pflegekräfte aus dem Ausland entscheidend. In Zukunft ist deswegen mit einem Anstieg von Pflegekräften mit Migrationshintergrund zu rechnen. Strategien für eine gute interkulturelle Zusammenarbeit sind essentiell für die Gegenwart und Zukunft der Pflege.
Pflegekräfte mit Migrationshintergrund in Österreich
Etwa 165.00 Menschen arbeiten in Österreich in der Pflege (Stand: 2021). Nur etwa 10% davon haben ihre Berufsausbildung im Ausland absolviert. Etwa 20% (Stand: 2019) sind allerdings nicht in Österreich geboren, sondern im Laufe ihres Lebens nach Österreich eingewandert. Die Verteilung von Pflegepersonal mit Migrationshintergrund ist in den Bundesländern sehr unterschiedlich. Einen besonders hohen Anteil an DGKPs mit Migrationshintergrund weist Wien auf. Hier hat etwa ein Viertel die Erstqualifikation nicht in Österreich erworben. In Kärnten sind es nur 6%.
Der Großteil der Pflegekräfte mit Migrationshintergrund kommt aus den Nachbarstaaten bzw. EU/EWR Staaten. Nur etwa 3% haben ihre Ausbildung in Drittstaaten absolviert. Aufgrund der EU-Berufsanerkennungsrichtlinie erfolgt die Anerkennung ausländischer Diplome in vielen Fällen sogar automatisch. PAs und PFAs müssen allerdings eine inhaltliche Prüfung ablegen. Für die Anerkennung von Ausbildungen aus Drittstaaten gibt es Richtlinien zur Nachholung fehlender Ausbildungsinhalte.
Spezialfall 24-Stunden-Pflege
Ganz anders verhält sich die Situation bei der 24-Stunden-Betreuung. Da die hier tätigen Betreuer und Betreuerinnen in der Regel nicht über eine spezielle Ausbildung verfügen, scheinen sie auch nicht im Gesundheitsberuferegister auf. Die 24-Stunden-Betreuer/innen stammen meist aus der Slowakei und Rumänien. 2015 hatten nur etwa 1,6% der selbständigen Personenbetreuer die österreichische Staatsbürgerschaft.
Bereicherungen in der Zusammenarbeit
Für eine gelungene Zusammenarbeit ist es wichtig, offen zu sein für andere Ansätze und Sichtweisen. Mit gegenseitigem Respekt und zielführender Kommunikation können Pflegeteams von den verschiedenen Hintergründen ihrer Mitarbeiter/innen profitieren. So kann vielleicht in manchen Situationen gerade ein im Ausland erlernter, anderer Pflegeansatz bei bestimmten Patient(inn)en zielführender sein als der eigene. Auch unterschiedliche Sprachen sind für Pflegeteams eine Bereicherung, da nicht nur die Teams, sondern auch die Patient(inn)en verschiedene kulturelle Hintergründe mitbringen. Oft ist es wichtig, den passenden Übersetzer im Team zu haben, der den Zugang zu Patient(inn)en mit Migrationshintergrund erleichtert.
Maßnahmen für eine gute Zusammenarbeit
Um aus einem interkulturellen Team ein homogenes Team zu machen, das in der Arbeit an einem Strang zieht, sind Teambuildingmaßnahmen erforderlich. Das Führungspersonal muss eine gewisse Sensibilität für die unterschiedlichen Belange mitbringen und gemeinsam mit dem Team eine homogene Kommunikationskultur entwickeln, welche auf die Bedürfnisse aller Teammitglieder abgestimmt ist. Es muss eine gemeinsame Basis geschaffen werden, um Missverständnisse zu minimieren. Wichtig ist es, gegenseitig offen zu bleiben und anderen Ansätzen ebenso Anerkennung zu gewähren, damit sich Pflegekräfte mit Migrationshintergrund genauso wertgeschätzt fühlen, wie Mitarbeiter/innen, die in Österreich geboren wurden. Basierend auf einem respektvollen Umgang miteinander können Pflegekräfte voneinander lernen und vom vielfältigen Wissen des Teams profitieren.
Schwierigkeiten interkultureller Zusammenarbeit
Nicht immer ist es einfach, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen, wenn kulturelle Unterschiede gravierend sind. In vielen Fällen hängt es von der Kompetenz der Führungskräfte ab, ob diese Zusammenarbeit funktioniert oder scheitert. Sprachbarrieren können zu Missverständnissen innerhalb der Teams und auch zwischen Pflegekraft und Patient(inn)en führen. Interkulturelle Fortbildungsmaßnahmen für Teamleiter/innen sollten deswegen zur Selbstverständlichkeit werden. Regelmäßige Teamevents fördern den Austausch im ganzen Team.
Quellen:
Holzweber, Leonie; Pilwarsch, Johanna; Zach, Monika; Gruböck, Anna; Mathis; Edenhofer, Stefan; Wallner, Alexander: Jahresbericht Gesundheitsberuferegister 2021. Wien: Gesundheit Österreich, 2022, URL: https://jasmin.goeg.at/2310/2/GBR_Bericht_2021_bf.pdf
OECD: Recent Trends in International Migration of Doctors, Nurses and Medical Students. Paris: OECD Publishing, 2019, URL: https://doi.org/10.1787/5571ef48-en
Holzweber, Leonie; Pilwarsch, Johanna; Zach, Monika; Gruböck, Anna; Mathis; Edenhofer, Stefan; Wallner, Alexander: Jahresbericht Gesundheitsberuferegister 2021. Wien: Gesundheit Österreich, 2022, URL: https://jasmin.goeg.at/2310/2/GBR_Bericht_2021_bf.pdf
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Riedel, Monika und Staflinger, Heidemarie: Migration und Pflegenotstand – ein altes Thema mit neuen Facetten. a&w blog, 2022, URL: https://awblog.at/migration-und-pflegenotstand/#:~:text=Zum%20Stichtag%2031.12.2020%20haben,Ausbildungen%20stammen%20aus%20der%20EU
Bericht des Rechnungshofes. Förderung der 24-Stunden-Betreuung in Oberösterreich und Wien. Wien: Rechnungshof, 2018. URL: https://www.rechnungshof.gv.at/rh/home/home/Foerderung_der_24_Std_Betreuung_in_Ooe_und_Wien.pdf
Bericht des Rechnungshofes. Förderung der 24-Stunden-Betreuung in Oberösterreich und Wien. Wien: Rechnungshof, 2018. URL: https://www.rechnungshof.gv.at/rh/home/home/Foerderung_der_24_Std_Betreuung_in_Ooe_und_Wien.pdf