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Mitarbeiterbindung in Zeiten des Fachkräftemangels: Erfolgreiche HR-Konzepte

Mitarbeiterbindung in Zeiten des Fachkräftemangels: Erfolgreiche HR-Konzepte

Der Fachkräftemangel hat die Pflegebranche stark im Griff. Personalfluktuation ist eine alltägliche Problematik, mit der viele Gesundheitseinrichtungen zu kämpfen haben. Viele Pflegekräfte fühlen sich überfordert und möchten ihren Job wechseln oder der Pflegebranche sogar ganz den Rücken zukehren. Wie kann die Mitarbeiterbindung in der Pflege verbessert werden? Welche Konzepte haben sich bewährt?

 

  1. Mitarbeiterbindung durch attraktive Arbeitsbedingungen

  • Flexible Arbeitszeitmodelle: Individuelle Arbeitszeitgestaltungen, wie Teilzeitangebote oder flexible Schichtpläne, ermöglichen es den Mitarbeitenden, Beruf und Privatleben besser zu vereinbaren. Die Work-Life-Balance ist einer der wichtigsten Faktoren der Mitarbeiterbindung. Ein Großteil der Pflegefachkräfte sind Frauen, die häufig auch zu Hause viel Care-Arbeit übernehmen. Wenn Beruf und Familie nicht zu vereinbaren sind, dann stellt das einen wichtigen Kündigungsgrund dar. Eine sorgfältige und mitarbeiterorientierte Dienstplanung reduziert Überlastung und fördert die Zufriedenheit.
  • Gesundheitsfördernde Maßnahmen: Betriebliche Gesundheitsprogramme, ergonomische Arbeitsplätze und psychologische Unterstützung tragen zur physischen und mentalen Gesundheit der Mitarbeitenden bei.

 

  1. Wertschätzung und Anerkennung

  • Anerkennungskultur: Lob und die Würdigung von Leistungen steigern die Motivation und das Zugehörigkeitsgefühl der Mitarbeitenden.
  • Mitarbeiterbefragungen: Durch regelmäßiges Einholen von Feedback fühlen sich Mitarbeitende gehört und in Entscheidungsprozesse einbezogen.

 

  1. Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten

  • Karriereentwicklung: Individuelle Weiterbildungsangebote und klare Karrierepfade ermöglichen es den Mitarbeitenden, sich fachlich und persönlich weiterzuentwickeln.
  • Mentoring-Programme: Erfahrene Pflegekräfte können ihr Wissen an jüngere Kolleginnen und Kollegen weitergeben, was den Teamzusammenhalt stärkt und den Wissenstransfer fördert.

 

  1. Positive Unternehmenskultur

  • Transparente Kommunikation: Offene und ehrliche Informationsweitergabe schafft Vertrauen und fördert ein positives Arbeitsklima. Pflegefachkräfte sollten in Entscheidungsfindungen mit einbezogen werden und der interdisziplinäre Austausch gefördert werden.
  • Teamarbeit stärken: Gemeinsame Aktivitäten und Teambuilding-Maßnahmen fördern den Zusammenhalt und die Zusammenarbeit im Team.

 

  1. Wettbewerbsfähige Vergütung und Zusatzleistungen

  • Faire Bezahlung: Eine leistungsgerechte und transparente Vergütung ist ein zentraler Faktor für die Zufriedenheit der Mitarbeitenden.
  • Zusatzleistungen: Angebote wie betriebliche Altersvorsorge, Zuschüsse zu Fahrtkosten oder Kinderbetreuung erhöhen die Attraktivität des Arbeitgebers.

 

  1. Employer Branding 

  • Attraktives Arbeitgeberimage: Eine positive Außendarstellung, z.B. durch authentische Einblicke in den Arbeitsalltag, zieht potenzielle Mitarbeitende an.
  • Mitarbeiter als Botschafter: Zufriedene Mitarbeitende können als Testimonials für das Unternehmen wirken und dessen Attraktivität erhöhen. Dies kann sowohl auf der Website und Social Media genutzt werden, wenn Mitarbeiter/innen dazu bereit sind, als auch durch authentische Mundpropaganda. Zufriedene Mitarbeiter/innen kommunizieren von sich aus positiv über ihren Arbeitgeber und locken dadurch neues Personal an.

 

  1. Proaktive Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung ergreifen

  • Fluktuationsanalysen: Regelmäßige Auswertungen helfen, Gründe für Mitarbeiterabwanderungen zu identifizieren und gegenzusteuern.
  • Individuelle Entwicklungsgespräche: Persönliche Gespräche über Ziele und Wünsche der Mitarbeitenden fördern die Bindung und Zufriedenheit.

 

Die Umsetzung dieser Strategien kann dazu beitragen, die Mitarbeiterbindung in Krankenhäusern und Pflegeheimen zu stärken und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Ein besonderes Augenmerk sollte dabei auf die Schaffung einer positiven Arbeitsumgebung gelegt werden, da diese maßgeblich zur Zufriedenheit und somit zur Bindung der Mitarbeitenden beiträgt.

 

US-amerikanisches Konzept: Magnetkrankenhäuser

Haben Sie schon einmal von sog. Magnetkrankenhäusern gehört? Die Zertifizierung als “Magnetkrankenhaus” stammt aus den USA und wird vom American Nurses’ Credentialing Center vergeben. Das Magnet-Programm basiert auf einer Studie von 1983, welche sich damit beschäftigte, Arbeitsumgebungen zu identifizieren, die sehr gutes Pflegepersonal anziehen und halten können. Spezielle Reglementierungen sollen diese Krankenhäuser zu Top-Arbeitgebern und zu wahren Magneten für Personal und Patient(inn)en machen. Dabei wird vor allem auf eine klare Personalstruktur innerhalb des Pflegeteams, einen transformationalen Führungsstil, strukturelles Empowerment, hohe Ausbildungsstandards, Wertschätzung und interdisziplinäre Vernetzung geachtet. Auch das Streben nach Innovation und Verbesserung gehören zu den Grundprinzipien. Durch die ausgezeichnete Personalsituation in zertifizierten Kliniken wird auch die Betreuung der Patient(inn)en verbessert. So können Magnetkrankenhäuser nicht nur niedrigere Kündigungsraten und eine höhere Zufriedenheit beim Personal, sondern auch weniger postoperative Komplikationen und niedrigere Sterberaten aufweisen.
In Europa sind bisher kaum Krankenhäuser zertifiziert. Selbst wenn man die aufwendige Zertifizierung nicht anstrebt, lohnt sich aber ein Blick in die Kriterien für neue Anregungen, um die Zufriedenheit und Qualität der Pflege zu verbessern.

Weitere Informationen zum Magnet-Konzept: https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-662-66881-8_7