Er gehört zum Leben, wie die Geburt und das Altern.
Mal trifft er überraschend, mal erwartet, ein.
Er ist Teil unseres (Arbeits-) Lebens.
In der jetzigen Jahreszeit begleitet er uns jedoch leider allzu oft.
Der Tod.
Sterben, Tod und Trauer im Pflegeberuf
Der Tod hinterlässt einen leblosen Körper, stumm und für manch einen fremd. Ein Leichnam kann unterschiedliche Empfindungen in uns hervorrufen: Schrecken, Bedrohlichkeit, Friedlichkeit oder gar Versöhnlichkeit. Es ist wesentlich diese Empfindungen für uns zu ergründen, zumal wir angehalten sind in unserer Funktion als Fachkraft, trauernde Angehörige einzuladen sich vom geliebten Menschen zu verabschieden.
In dieser Situation stellt sich für uns Pflegende oft die Frage, wie wir die Hinterbliebenen in ihrer Trauer angesichts ihres Schmerzes, ihrer Sprach- und Hilflosigkeit unterstützen können. Die Trauerbegleitung ist eine schwierige Aufgabe, die uns vor allem am Beginn unseres Berufslebens oft vor eine große Herausforderung stellt.
Die richtigen Worte für Trauernde finden
Das Bedürfnis, trösten zu wollen, liegt in unserem Naturell, ist Teil unseres Menschseins. Unsere Worte an die Verbliebenen sollten wir jedoch mit Bedacht wählen.
Oft sprechen wir vorschnell und unbeholfen Sätze aus wie:
„Sie schaffen das, das wird schon wieder!“
„Alles wird wieder gut, ich weiß genau wie Sie sich fühlen!“
„Sie müssen loslassen!“
„Das Leben geht weiter!“
Diese Sätze sind für die Hinterbliebenen nicht tröstend, nicht hilfreich und werden zumeist als Geringschätzung erlebt. Nur die trauernde Person fühlt in diesem Moment ihren Schmerz. Nur sie weiß, wie bedeutend der Verlust ist. Der Verlust darf nicht geschmälert, verharmlost oder gar beschönigt werden. Erfahrungsgemäß ist es entscheidend, dem Betroffenen in diesem Moment Raum und Zeit für seine Reaktion zu geben, das Gefühl zu vermitteln, dass ihr momentanes Empfinden, Denken und Handeln in Ordnung ist. Jeder Mensch trauert auf seine eigene Art und auch nicht jeder ist gewillt, seine Trauer zur Schau zu stellen. Für die Trauernden ist in diesem Moment nur eines wichtig, in uns einen Ansprechpartner zu finden, der zuhört und bei Bedarf bei bürokratischen Abläufen unterstützt. Eine einfühlsame Trauerbegleitung stellt sich auf den Trauernden ein, drängt sich nicht auf und versucht nicht plump abzulenken oder aufzumuntern. Aktives Zuhören ist der Schlüssel zu einem gefühlvollen und respektvollen Umgang mit der Trauer. Worte können in dem Moment die Situation ohnehin nicht schnell erhellen. Wenn man also etwas sagen möchte, dann sollte man den Respekt für die Trauer ausdrücken, der trauernden Person Kraft für die schwierige Situation wünschen und Unterstützung anbieten, falls die Person dies möchte.
Passende Sätze könnten sein:
„Mein aufrichtiges Beileid für Ihren Verlust.“
„Ich wünsche Ihnen viel Kraft in dieser schwierigen Situation.“
„Wenn Sie Unterstützung möchten, bin ich gerne für Sie da.“
Die eigenen Emotionen in der Trauerbegleitung
In diesem Prozess dürfen wir auch uns selbst, die Pflegenden, nicht vergessen. Wir sind im beruflichen Alltag oft mit Extremsituationen konfrontiert, auch mit dem Tod. Für manch einen ist der Umgang mit ihm bereits zur Routine geworden und für einige von uns stellt er immer noch eine Herausforderung dar. Die letzte Versorgung des Patienten oder der Patientin in Würde ist auch für uns der Moment, in dem wir uns vom Gestorbenen verabschieden. Die geübten Tätigkeiten, helfen uns dabei, die Situation besser zu erfassen und zu akzeptieren und auch unsere eigenen Emotionen wahrzunehmen, ohne diese dem Trauernden aufzubürden. Zu unserer beruflichen Professionalität gehört es dazu, das Wissen und die Kompetenz zu besitzen, Erlebtes, Emotionen, Reaktionen und Gedanken wahr – und vor allem ernst zu nehmen. Auch den eigenen Emotionen müssen wir Beachtung schenken. Nur dann sind wir in der Lage anderen Menschen zu helfen, sie zu betreuen und sie in so manch schwerer Lebenskrise zu unterstützen.
Elisabeth Fink