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Zwischen Technik und Menschlichkeit – Eine Balanceübung

Technik und Menschlichkeit in der Pflege

Technische Hilfsmittel können den Pflegealltag erleichtern. Hebehilfen, Tablets zur Dokumentation, Erinnerungshilfen und GPS-Tracker sind vielen ein Begriff. In der Praxis entstehen jedoch mit den Hilfsmitteln oft Probleme. Wertvolle Zeit geht verloren, wenn die Technik nicht richtig funktioniert oder nicht richtig bedient wird. Es entstehen neue Arbeitsschritte, die auch einer Erklärung und Integration in die Ausbildung bedürfen, um wirklich sinnvoll eingesetzt zu werden. Wichtigste Prämisse für technische Hilfsmittel: Die Technik soll die Arbeit von Pflegenden erleichtern, z.B. körperliche Belastungen reduzieren und Organisation erleichtern. Die Technik soll aber nicht die Menschlichkeit und damit die Beziehung zu den Patient(inn)en oder den anderen Teammitgliedern reduzieren.

 

Technik und Digitalisierung in der Pflege

Technische Hilfsmittel sind zwar allgemein mehr oder weniger bekannt, ob sie auch wirklich eingesetzt werden, hängt aber von vielen Faktoren ab.

 

  1. Ausstattung der Einrichtung: In vielen Einrichtungen werden auch heute noch kaum technische Hilfsmittel angeboten. Es mangelt z.B. am Budget oder auch an der Zeit, geeignete Geräte auszuwählen und später das Personal daran zu schulen.
  2. Einschulung: Häufig werden die existierenden technischen Möglichkeiten nicht ausgeschöpft, da die Mitarbeiter/innen nicht ausreichend daran geschult werden. Das Personal hat in diesen Fällen Angst, etwas falsch zu machen, Geräte eventuell zu beschädigen oder zu langsam zu sein. Manche Hilfsmittel bleiben also einfach in der Ecke stehen. So besitzen viele Einrichtungen bereits Hebehilfen, die aber nicht häufig zum Einsatz kommen.
  3. Fehlerbehebung: Defekte technische Einrichtungen erschweren die Arbeit. Natürlich möchte niemand Zeit mit unbedienbaren Maschinen verschwenden, wenn er auch bei einem Patienten oder einer Patientin sein kann. Geräte müssen gewartet werden, es müssen Techniker gerufen werden etc. In diesen Fällen hält die Technik den Arbeitsalltag auf.

 

Wann sollte auf technische Hilfsmittel verzichtet werden?

Der Einsatz von digitalen und technischen Hilfsmitteln sollte darauf beschränkt werden, Arbeitsschritte zu erleichtern und zu unterstützen. Er kann kein Ersatz für die menschliche Beziehung zwischen Patient/in und Pflegepersonal sein. Sog. Kuschelroboter wirken z.B eher befremdlich. Menschliche Nähe sollte nicht durch Roboter oder Spiele am Tablet ersetzt werden. In diesen Fällen kann die Technik eher hinderlich für das Wohlbefinden der Patient(inn)en sein. Wenn sich Patient(inn)en wertgeschätzt und beachtet fühlen, dann sind sie auch eher bereit, bei therapeutischen Maßnahmen mitzumachen und ihre Probleme anzusprechen. Folglich bekommt der/die Pflegende wichtige Informationen, die ein Kuschelroboter bestimmt nicht bekommen hätte.

Der Pflegeberuf ist krisensicher. Wenn auch einzelne Arbeitsschritte digitalisiert werden können, so kann ein Computer doch nie die Menschlichkeit ersetzen, die in der Pflege eine Basis des Berufsbildes ist.